Michael Meis erklärt Unterstützung durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft - MBG MV.
Michael Meis erklärt Unterstützung durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft - MBG MV.

Gründerideen MV: Fleisch aus Stammzellen, digitale Serviceprodukte und Campingtoiletten

Parlamentarischer Abend zeigte Innovationskraft des Landes und gab Startschuss zum 12. Gründerpreis INNO AWARD 2024

Zu einem Parlamentarischen Abend trafen sich am Dienstag im Café Niklot im Schweriner Schloss Landtagsabgeordnete mit der Gründerszene des Landes. Eingeladen hatte der Verbund der Technologiezentren in Mecklenburg-Vorpommern e.V. (VTMV) gemeinsam mit der Mittelständischen Beteiligungs-Gesellschaft MV. Einleitend bilanzierte Dr. Wolfgang Blank, Vorsitzender des VTMV, die Arbeit des Verbundes: „Mehr als 1350 Unternehmen wurden seit 1990 in den Technologiezentren des Landes gegründet und betreut. Die Zentren bieten derzeit über 63.500 Quadratmeter an Produktions-, Labor- und Büroflächen an acht Standorten im Land.“ Aktuell seien die Technologieparks zu 90 Prozent ausgebucht. „Wir haben über 800 Unternehmen, davon über 300 Existenzgründungen im Land begleitet und über 300 Millionen Euro Beteiligungsvolumen eingesetzt“, erklärte Michael Meis, Generalbevollmächtigter der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft. Dadurch seien Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro ausgelöst worden.

Die Finanzierung von Forschung und Entwicklung sei Dreh- und Angelpunkt bei Gründungen wurde in den Diskussionsbeiträgen hervorgehoben. Ohne privates Risikokapital ginge nichts, stellte Unternehmensberater und Digitalisierungspionier Lars O. Lüke in seinem Impulsvortrag fest. Er forderte dazu auf, „Zukunft zu wagen“ und großen Unternehmen „Brücken zu bauen“. Viele Jahre habe es gebraucht, um einen finanzstarken Partner zu finden, erzählte Ulrike Sailer, Geschäftsführerin von neoplas med aus Greifswald. Das Unternehmen, das sich mit einer Entwicklung aus dem INP Greifswald ausgründete, setzt physikalisches Plasma sehr effektiv zur Wundheilung bei Patienten ein. Jetzt arbeite man mit einem japanischen Techkonzern zusammen.

Die Zukunft beginne mit guter Bildung in der Schule, meinte Stefan Goletzke, einer der Gründer der Duschkraft GmbH Rostock. Er hätte einst mit einer Schülerfirma angefangen. Heute zahle er Steuern in Millionenhöhe, mehr als er mit seinem Team an Finanzierungshilfen jemals bekommen habe. Allerdings sei das Gründungs-Produkt zunächst ein anderes gewesen. In der schwierigen Coronazeit sei die Idee entstanden, für Camper und Gartenfreunde günstige Wasch- und Toilettenboxen zu schaffen. „Boxio“ nennt sich das inzwischen vielgefragte Set für Komfort beim Reisen.

Der Rostocker Christian Range bringt seit 2016 digitale Versicherungsprodukte auf den Weg und gehört heute mit seiner Firma „hepster“ zu den Top 5 in Europa. Er forderte die Politik dazu auf, eine bessere Infrastruktur für Unternehmen zu schaffen und sich zu entscheiden: „Wollen wir Rentner- oder Gründerparadies werden?“ Elementar seien z.B. moderne Mobilitätsangebote. In einer Stunde müsste man an jedem Ort des Landes sein können.

„Wir haben eine Vision für das Land - als Land zum Leben, zum Arbeiten und zum Gründen“, erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Christian Winter. Er plädierte dafür, nicht nur auf Tourismus zu setzen. Es gelte, noch mehr junge, kreative Menschen ins Land zurückzuholen bzw. Rahmenbedingungen für das Bleiben zu schaffen. Es gäbe schon jetzt nicht nur „Sonne und Strand“.
 
Die jungen Gründer Laura Gertenbach und Patrick Inomoto aus Rostock gehen mit ihrer Innocent Meat GmbH ein großes globales Thema an. Die Betriebswirtschaftlerin und der Biochemiker wollen Industrieanlagen auf den Weg bringen, die Fleisch aus Stammzellen herstellen. Im Labor hatten sie bereits Erfolg mit Zellkulturen und Nährlösungen. Die Idee stammt von Laura Gertenbach, die zunächst eine Fleischmanufaktur betrieb und die Probleme der Fleischwirtschaft hautnah kennenlernte: Massentierhaltung, weite Wege zu Schlachtereien, immer billigere Produkte. Das sogenannte Kulturfleisch sei die Zukunft, so sind beide überzeugt. Mit Förderungen des Bundes und aus den USA sowie Business-Angels aus Schwerin hoffen sie, in zehn Jahren schwarze Zahlen mit ihrem Unternehmen zu schreiben. Die Veranstaltung in Schwerin hätte zahlreiche Anregungen gegeben.  Zum Beispiel auch zur Bewerbung für den INNO AWARD 2024, den Innovationspreis der Technologiezentren des Landes. Seit 2013 wurden im Rahmen des Preises insgesamt über 200.000 Euro an Start-ups ausgereicht. 

Der INNO AWARD 2024 ist mit insgesamt 18.000 Euro dotiert, bringt aber nicht nur attraktive Preisgelder sondern auch Beratung und Aufmerksamkeit für die Geschäftsidee, erklärte Petra Ludwig vom VTMV-Vorstand und zugleich Chefin des Technologieparks in Warnemünde. Bis zum 6. Mai 2024 können Existenzgründer und Jungunternehmer sowie Vertreter aus Schulen und Hochschulen ihre innovativen Lösungen und Konzepte einreichen. Im Juni findet die Preisverleihung statt. Der Vorsitzende des Verbundes der Technologiezentren Dr. Wolfgang Blank griff zum roten Signalhorn und gab den Startschuss für den 12. INNO AWARD.
 

 

(Quelle: VTMV)

 

Gründerin Laura Gertenbach will Fleisch aus Stammzellen züchten.
Stefan Goletzke zeigt erfolgreiche neue Geschäftsidee für den Campingplatz beim parlamentarischen Abend.